MADDRAX-Adventskalender 2016 – Türchen 7

Mordpol

Ein MADDRAX-Weihnachtsroman in 24 Teilen

Der MADDRAX-Adventskalender - Jeden Tag ein weiteres Kapitel! (c) Bastei Verlag

Der MADDRAX-Adventskalender – Jeden Tag ein weiteres Kapitel!
(c) Bastei Verlag

7. Kapitel

Die Barbarin versteifte sich. Der sprechende Sack hatte vergnügt geklungen, harmlos fast. Seine wichtigste Beschäftigung schien das Wachsen zu sein; er kroch immer weiter in die Höhe und wogte dabei schwabbelnd um sich selbst. Und doch – außer unverständlichen Worten und einem elend intensiven Ledergestank ging noch etwas anderes von ihm aus.

Tödliche Gefahr.

„Maddrax!?“, sagte Aruula, ohne Santa Graus aus den Augen zu lassen. Ihr Blick wurde kalt; sie trat einen Schritt zur Seite, um sich etwas Bewegungsspielraum zu verschaffen, und nestelte an den Verschlüssen ihres Pelzmantels. „Was ist ein Täubchen?“

„Na ja – ein kleiner weißer Vogel.“ Matt war unkonzentriert. Er musste sich mit seiner eigenen Gefahr auseinandersetzen: Die dicke Vettel hatte ihn erspäht! Sie schien den Commander für ihr persönliches Weihnachts­geschenk zu halten. Freudig erregt stülpte sie die Specklippen vor und warf ihm schmatzende Kusshändchen zu.

„Gott! Bloß nicht!“, stöhnte Matt, als sich der rosige Klops in Bewegung setzte. Genau auf ihn zu. Matt zog den Kopf ein und wich zurück. Im nächsten Moment wurde es dunkel um ihn: Aruula hatte ihren Pelzmantel ausgezogen und achtlos hinter sich geworfen.

Ein kollektives „Aaaah!“ scholl durch den Raum, als die schöne Barbarin ins Licht des Kerzenchors trat. Mel’cho der Guul wischte sich den Schlamm aus den Augen, um nur ja nichts zu verpassen; Rev’rend Balthaasas Waffe richtete sich wie von alleine auf, und Gaspaaa begann zu sabbern. Selbst die sieben Rriba’low, die man zwangsweise zum Geschenkeverpacken abkommandiert hatte, weil es bei ihnen schneller ging, hielten inne. Sie applaudierten mit achtundzwanzig Händen.

Nur Santa Graus war nicht beeindruckt. Sein frohes Lächeln schmolz dahin; er zeigte auf Aruulas schlanken Körper und rief enttäuscht: „Aber das ist ja eine Mogelpackung! Kein Speck weit und breit, nur Haut und Gebein! Das Täubchen ist mager! Ho hoo – wie gemein!“

Aruulas Miene verfinsterte sich mit jedem Schritt, den sie auf ihn zuging. Ihr Blick hing an Santa, der so schmollend wie ahnungslos zurückstarrte. Sie griff über ihre Schulter. Drei Schritte noch.

„Ich – bin – kein – Täubchen!“ knurrte sie wie ein gereizter Kuuga, während sie den Bihänder zog. Noch zwei Schritte. „Ich bin Aruula, Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln, und du bist…“ – Kerzenlicht spiegelte sich in der Klinge, als das mächtige Schwert hochschwang, um in der weiteren Folge herab zu sausen und den Ledersack in Santa und Graus zu spalten. „Tot!“, ergänzte die Barbarin fauchend. Sie legte all ihren Zorn über Schwabbels Respektlosigkeit in diesen einen Schlag, und ganz sicher hätte die Geschichte hier ein verfrühtes Ende gefunden… wäre da nicht Matthew Drax gewesen, Meister der Fettnäpfchen, seit er ein Daa’muren-Ei zertreten hatte.

Seine dicke Heimsuchung wusste ihn unter Aruulas Pelzmantel und hatte mit dem Auspacken begonnen. Noch schmatzten ihre Lippen ins Leere, doch sie waren nicht mehr weit von Matts Gesicht entfernt.

Panisch kämpfte er um seine Unversehrtheit und taumelte durch den Raum. Dabei stieß er gegen Aruula. Sie ruckte nach vorn – und das Schwert verfehlte sein Ziel. Es zischte an Santa vorbei, trennte den Kopf der Wulfanin „Maria“ ab – dem Jugendschutz sei Dank war es nur der Kopf ihrer qualmenden Meerschaumpfeife – und schlug krachend in die Knochenwiege, wo es stecken blieb.

Aruula erstarrte, mit ausgestreckten Armen. Alles wurde still.

 Autorin: Stephanie Seidel

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