Wenn die Aliens ohne Pointe in der Zeitreise stecken bleiben: Peter Wards „Invaders“

Manchmal – nicht häufig, aber eben doch ab und zu – lacht einen irgendein Rücken der geschätzten rund fünf bis zehn Regalmeter ungelesener Bücher an und sagt: „Nimm mich! Jetzt ist die Zeit reif! Ich stand hier jahrelang rum und wurde nicht beachtet, also gib dir ’n Ruck und lies mich mal!“ – „Hmm, ja, okay“, sag ich dann manchmal. Nicht häufig, aber doch ab und zu. Und das ist die Geschichte, wie ich dazu kam, Peter Wards 2013 im Piper Verlag erschienenen Debütroman „Invaders“ zu lesen. Das Paperback kam seinerzeit als Rezensionsexemplar von einer Magazinredaktion, für die ich tätig war, als möglicher Titel zur Auswahl, und war dann eben gegenüber spannenderen Veröffentlichungen in meiner Betrachtung hinten rüber gefallen. Als Redakteur muss man ja auch immer wieder mal auswählen, wem oder was man seine Aufmerksamkeit widmet.

Cover kann was – der Roman eher weniger. Peter Wards „Invaders“ ist inzwischen nur noch anitiquarisch erhähtlich. Cover: (c) Piper Verlag

Dabei hätte „Invaders“ durchaus das Zeug dazu gehabt, dass ich da mal einen genaueren Blick riskiere: Das Cover verspricht in der Aufmachung eine spannende Science-Fiction-Story, mit ein bisschen Humor, wie der Zusatz „Sie kommen in Frieden … oder so“ und das Pixel-Alien-Raumschiff aus dem klassischen „Space Invaders“-Videospiel, das in den Schriftzug des Titels eingearbeitet ist, hätten vermuten lassen. Junge, lag ich falsch. Und mit mir nicht nur ich, sondern vor allem der Verlag. Denn was das Cover suggeriert und verspricht, wird im Buch selbst so was von gar nicht eingehalten, das ist schon wirklich bemerkenswert.

Wo invadieren sie denn?

Denn es geht um Folgendes: Der junge Brite Geoff Stamp ist arbeitslos und zockt die ganze Zeit an seiner Konsole, ohne dass ihm im Leben irgendetwas groß zu fehlen scheint. Als er aufgefordert wird, sich vielleicht doch mal nach Arbeit umzusehen, bekommt er einen Brief zu einem Vorstellungsgespräch, noch bevor er per Post Interesse an der entsprechenden Anzeige angemeldet hat. Bald stellt sich raus: Hinter der Firma mit der Annonce steckt eine Organisation aus der Zukunft, die touristische Zeitreisen anbietet. Und weil Geoffs Leben – das hat ein Supercomputer in der Zukunft berechnet – so gar keinen Einfluss auf den Verlauf der Menschheit hat, ist er der perfekte Kandidat dafür, Zeitreisende durch das 21. Jahrhundert zu führen.

So. Und wo sind nun die Außerirdischen? Die kommen noch. Oder sind schon da. In der Zukunft wird die Invasion von Aliens auf der Erde zwei Mal zurückgeschlagen. Ein paar Spione der sich äußerlich als Menschen tarnenden Feinde haben sich allerdings eingeschlichen und planen, mittels Zeitreise die Schmach ungeschehen zu machen. Und das hat auch etwas mit Geoff und seinen möglicherweise doch irgendwie vorhandenen oder noch verborgenen Fähigkeiten zu tun? Also ist er doch gar nicht so unbedeutend für die Menschheit. Hat jemand den Supercomputer manipuliert?

Arthur Dent lässt grüßen!

Wie dem auch sei: Am Ende, so ca. im letzten Viertel des Romans, kommt es dann doch noch zu ein paar einfachen Raumschlachten. Nichts Spannendes, Intensives oder so. Ein bisschen Peng-Buff. Und das war’s dann. Hä? – Ja, so habe ich da auch gesessen. Das war der Roman? Mit dem einigermaßen okayen SciFi-Titelbild? Sieht so aus. Hätte man ahnen können. Denn der Roman heißt im Original „Time Rep“, was schon mal auf die Zeitreisen als Fokusthema hinweist. Das ist „Invaders“ im Kern: ein Zeitreise-Abenteuer, das versucht, mit einem etwas tollpatschigen und sich selbst überbewertenden Protagonisten zu punkten.

Könnte ja klappen – würde Peter Ward nicht so was von offensichtlich versuchen, Geschichte, Figuren und Erzählton des ersten Hitchhiker-Romans „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams zu kopieren. Und das ist erstens ein Sakrileg und zweitens komplett misslungen, denn die Pointen sitzen einfach nicht. Trotz des aufregendes Settings ist „Invaders“ zudem überwiegend gähnend langweilig, weil Geoffs Reise durch die Zeiten am Ende recht belanglos daherkommen und sich das Szenario schnell abnutzt, keine markanten Figuren etabliert werden und, wie gesagt, der Humor zwar erkennbar britisch und damit eigentlich gut sein müsste, aber nicht funktioniert. Ein Problem der Übersetzung? Bin ich einfach nur ein Miesmacher? Man weiß es nicht.

Trilogie mit nur einem Band

Was man auch nicht weiß, weil es nirgendwo erwähnt wird: „Invaders“ ist der erste Teil einer Trilogie! Vielleicht war das bei der Veröffentlichung in Deutschland noch nicht bekannt, und die Story ist mit dem Ende des Romans auch in Ordnung zu Ende erzählt. Aber da „Invaders“ offenbar nicht nur mir eher so eher mittel bis unterdurchschnittlich gefallen haben dürfte und entsprechend kein riesiger Hit gewesen sein wird, gibt’s bis dato keine Übersetzung der Fortsetzungen. Das ist für mich jetzt nicht schlimm: „Invaders“ ist in der deutschen Veröffentlichung eine unnötige Mogelpackung, hat nur wenige wirklich gute Momente – und ist ein guter Kandidat für den Kaufhaus-Taschenbuch-Grabbeltisch.Bezeichnend auch: Das Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich. E-Book? Gibt es nicht. Und auf der Homepage des Piper Verlags findet man nicht mal digitale Überreste davon, dass dort der Roman verlegt wurde. Tja. Bevor man die Leser mit Inhaltsangabe und Cover auf eine falsche Fährte lockt, hätte man das mit der deutschen Übersetzung vielleicht auch gleich ganz lassen können.

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Staffel-Tagebuch: STAR TREK: DISCOVERY – Season 4

Aus diversen Gründen bin ich noch nicht dazu gekommen, die 4. Staffel STAR TREK: DISCOVERY zu schauen. Das hole ich jetzt nach und schildere meine Eindrücke zu den Folgen nach und nach in meiner neuen Rubrik „Staffel-Tagebuch“ – das Format eignet sich ja durchaus für weitere Serie, die ich so konsumiere. 😉 Wie immer gilt: Diese Kurzreflektionen zu den Folgen enthalten MASSIVE SPOILER! Wer also nichts über Inhalte wissen möchte, der sollte hier aufhören zu lesen.

Zukunftsvision: Die DISCOVERY ist in einer fernen Zukunft gestrandet. (Quelle: pixabay.com)


4×01 „Kobayashi Maru“ – Nomen est Omen. Burnham als Captain mit Retterkomplex. Nicht subtil, aber kann man machen. Weltraumstation-Rettung bzw. Evakuierung und Crew-Zusammenspiel macht Laune – und, sach ma: Ist da ein Tribble an Bord? Schön auch, mal wieder einen Lurianer zu sehen! Bisschen arg bemüht ist die Eingangssequenz. Bis ich gedanklich mal voreinander hatte, warum die Schmetterlingsmenschen zwar Satelliten bauen, die aber nicht an das veränderte Magnetfeld ihres Planeten anpassen konnten (ja ja, der Brand, ich hab’s dann auch kapiert, und wohl evolutionär bedingte Technologie-Abhängigkeit), ist auch eben ein Moment vergangen. Insgesamt aber: War unterhaltsam. Und das war ST:D nun wirklich nicht immer. Mal schauen, was jetzt so nachfolgt.

4×02 „Anomalie“ – Ein zerstörter Planet, ein emotional zerstörter Book und ein riskanter Flug in die Anomalie zwecks Datenerfassung. Saru ist im Fingerschnippen als Nummer 1 definiert und ansonsten geht es hauptsächlich darum, den handelnden Figuren möglichst viele Traumata ans Revers zu heften. Das ist in der Massivität, Plakativität und der übertrieben inszenierten Emotionalität schon ziemlich nervig und ich musste dabei sogar teilweise an die schwülstige Inszenierung des ersten „Twilight“-Films denken – und das ist nicht gut. Die „Nabelschnur“-Idee zwischen den Schiffen erscheint mir dramaturgisch irgendwie komplett überflüssig gewesen zu sein und ansonsten tobt sich die Pyro-Abteilung mal wieder heftig mit ihren Flammenwerfern auf der Disco-Brücke aus. Was ist denn das für eine seltsame Idee, diese seltsamen Feuerlanzen im Hintergrund? Amüsant: Die Erwähnung eines gewissen Sternenflottenoffiziers namens Picard und was über ihn in den medizinischen Akten der Zukunft steht. Allgemeines Fazit aber: Na ja.

4×03 „Wähle das Leben“ – Ein romulanischer Kriegerorden, den man zuletzt bei „Picard“ gefeatured hat und ein Dilithium-Raub, der am Ende für die gute Sache ist… Ja, das geht schon in die richtige Richtung. Allerdings erst bei der Auflösung, denn der Raub hat einen durchaus edlen Hintergrund, der schon absehen lässt, welche Aushandlungsprozesse der Wiederaufbau der Föderation mit sich bringen wird. Ein bisschen mehr Katharsis für Book, und ein neuer Körper für einen Trill runden das Paket ab. Spannend ist das alles nicht, und wirkt auch ein bisschen wie Aufräumen mit Altlasten, bevor man irgendwie weitermachen kann. Meine Motivation dranzubleiben, ist mit dieser Episode eher gesunken als gestiegen.

4×04 „Alles ist möglich“ – Tilly auf Ausflug mit einem Kadettenteam, Shuttleabsturz und Appellieren an die Werte des Zusammenarbeitens bei verschiedenen kulturellen Hintergründen: Gibt es ein klassischeres Star Trek-Thema? Bei „Discovery“ will man so häufig das Rad neu erfinden, dass Bewährtes fast ungewöhnlich wirkt – und in diesem Fall unglaublich erfrischend! Dazu eine gut montierte Nebenhandlung mit diplomatischen Verhandlungen, Kompromissen und Taktieren – mit trickreichem Erfolg: Das ist alles sehr, sehr trekkig und hat großen Spaß gemacht, wenn auch ein Charakter quasi herausgeschrieben wurde, der als Identifikationsfigur für viele Zuschauer vielleicht dringend hätte dabei bleiben sollen. Aber: Nach den ersten drei mittelmäßigen Folgen wirkt diese hier, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Klasse!

4×05 „Die Beispiele“ – Die neuen Kenntnisse über die Bedrohung durch die Anomalie sind nicht gerade überraschend, aber schön, dass es voran geht. Figuren bekommen langsam gute und durchgezogene Nebenhandlungen, die Konsequenzen haben und vernünftig vorbereitet werden. Tarka als neue Nebenfigur macht richtig Laune, und der Plot einer Kolonie-Evakuierung ist auch wieder ein klassisches Trek-Motiv, das man gar nicht groß variieren muss, damit es funktioniert. Aber, hey: Wer steht nicht auf Landminenkäfer? Und KIs mit Emotionen? Wiederum eine Episode, die mich gut unterhalten hat. „Discovery“, fängst du dich etwa?

4×06 „Stürmisches Wetter“ – Wow! Sehr dicht erzählte Episode, Kammerspiel auf der Brücke mit kleinen Abstechern. Starkes und wirklich unheimliches Bedrohungsszenario (Erinnerte mich leicht an die „Voyager“-Ausnahme-Episode „Nacht), wieder Teamwork gefragt und gut mit den Figuren gearbeitet. Das Finale ist ein wenig gestreckt geraten, aber in der Dramatik wirksam. Außerdem tut eine kürzere Laufzeit von etwa 45 Minuten den Episoden ziemlich gut. Die Fühlende-KI-Thematik wird intensiviert, der Konflikt zwischen Rache-Book und Föderations-Michael geht in die nächste Eskalationsstufe. Ist abzusehen, was da passieren wird. Drei gute Folgen am Stück! Ich wundere und freue mich!

4×07 „Verbindung“ – Eine Schiffs-KI verweigert aus Zuneigung zur Crew die Zusammenarbeit und die junge Föderation steht vor dem Stresstest zwischen Diplomatie und Selbstschutz. Gut, dass man da keine aktuellen Parallelen zu politischen Prozessen ziehen kann, die derzeit auf dem eurasischen Kontinent abgehen… :-/ Eine neue Lebensform wird „entdeckt“ bzw. definiert und es kommt zum absehbaren (vorerst?) endgültigen Bruch des ehemaligen Kurier-Dreamteams. Konsequent fortgeführt, immer noch trekkiger als alle Staffeln zuvor. Hier versucht man viel wieder gutzumachen, das zuvor nicht funktionierte. Für mich klappt das erstaunlich gut: Ich bleibe jetzt gerne an Ball und freue mich auf die weiteren Folgen!

4×08 „Alles oder nichts“ – Die „Star Trek“-Variante von „Casino Royale“: Book und Burnham pokern um waffenfähiges Schwarzmarktgut, Owos Wettklopperei ist ein „Quantum“ zu viel des Guten, aber unser kleiner, diabolisch aussehender „Broker“ war eine wirklich schöne Nebenfigur der Woche. Alle mögen Schurken und ein gutes Spiel, sei es TNG-Offizierspoker oder DS9-Dabo. Wie auch immer: Szenario gut hergeleitet, der Keil noch tiefer in Spaltung der beiden Ex-Kurier-Kussies getrieben und am Ende bleibt das Bedrohungsszenario aufrecht erhalten. Bringt den Plot nicht groß weiter, inhaltlich nicht sehr originell – in der Umsetzung jedoch unterhaltsam. Staffel 4 entwickelt sich seit vier Folgen zu meinem bisherigen „Discovery“-Favoriten.

4×09 „Rubikon“ – Book und Tarka setzen weiter aufs Pferd „Angriff als Verteidigung“, die Föderation schickt die Discovery hinterher und bringt einen neutralen Beobachter als Aufpasser mit an Bord: eine gute Gelegenheit, eine bekannte Figur wieder ins Spiel zu bringen. Das klappt hier ganz gut, auch wenn das Katz-und-Maus-Spiel mit flippigem In-den-Weg-Springen und dem Dialog durch die Scheibe doch schon sehr aufgesetzt wirkten. Das kann man alles schon so machen, wirkt aber alles unscharf und beliebig. Der finale „Twist“ war auch absehbar, und das Fehlen einer ausführlicheren Nebenhandlung tut der Episode nicht gut. Konnte mich letztlich nicht überzeugen. Beruhigend: Für die übrigen vier Folgen verlagert sich der Bedrohungsfokus nun hoffentlich etwas. Die Anomalie ist für mich hier auserzählt.

(Update 11. Oktober 2022: Es sind bereits einige Sternzeiten ins All gegangen, seit dem ich die 4. Staffel STAR TREK DISCOVERY zuende schaute – und natürlich nicht weiter darüber Buch führte. Ich weiß noch, dass ich die Auflösung ganz in Ordnung fand. Aber meine Lust, mich für ein paar abschließende Worte da jetzt noch einmal reinzufuchsen, hält sich in Grenzen. Also seht es mir bitte nach, dass dieser Eintrag bis auf Weiteres unvollständig bleiben wird. Bis dann!)

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Kurzrezensionen zur Miniserie „Perry Rhodan – Wega“

Meine Eindrücke zu den zwölf Bänden – Zusammengefasst in einem Eintrag

Das hätte ich so nicht erwartet: Nachdem ich die beiden Perry Rhodan-Miniserien Mission SOL 1 und Mission SOL 2 mit mal mehr und mal weniger Begeisterung, aber grundsätzlich sehr gerne gelesen hatte, war ich schon sehr gespannt auf das neue Szenario der Miniserie „Wega“. Wie immer hoffte ich auf eine gut durchdachte, stark zusammenhängende Story über sämtliche Bände, mit konsequenter Figurenentwicklung und vielen interessanten, ungewöhnlichen Schauplätzen und einer Zugänglichkeit für Leser, die sich in der Hauptserie so gut wie gar nicht auskennen.

Natürlich wächst mein Hintergrundwissen mit jedem neuen „Perry“-Roman, den ich zur Hand nehme und lese. Zuletzt gehörten beispielsweise die sechs Kurzromane der Galacto City-Storys dazu, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Oder auch der Sonderband zum 60. Jubiläum, der es mir endlich möglich machte, einmal den allerersten Perry Rhodan-Roman Unternehmen Stardust (Amazon Affiliate Link) in seiner ursprünglichen Form und als gedrucktes Heft zu lesen. Im Nachhinein betrachtet glaube ich, dass mir „Wega“ vielleicht mehr zugesagt hätte, würde ich ein wenig mehr über das System und seine Einwohner kennen. Aber das ist reine Spekulation. Dennoch: So richtig warm bin ich mit „Wega“ nie geworden, obwohl ich es versucht habe. Die folgenden Kurzrezensionen, die wieder zuerst in meinem Instagram-Profil und bei meinem Goodreads-Account zu lesen waren, geben gesammelt meine fortschreitenden Eindrücke wieder.

Band 1 – „Im Licht der blauen Sonne“: Auf geht’s in eine neue Perry Rhodan-Miniserie, diesmal unter der Ägide von Michael Marcus Thurner, der auch den Auftaktband schrieb. Darin verschlägt es Perry, Reginald Bull und Gucky ins Wegasystem und zu den dort lebenden Ferronen, deren Herrscher einen neuen Palast einweiht. Doch noch während die Zeremonie läuft, braut sich in dem System eine Katastrophe zusammen: Durch einen Raum-Zeit-Spalt erscheinen zwei dreieinhalb Tausend Jahre alte Raumjäger, deren Piloten eine Botschaft der Superintelligenz ES transportieren und auf eine drohende Gefahr sowie einen Fluchtweg hinweisen. Gleichzeitig öffnen sich Millionen kleine Raumrisse, durch die Gerätschaften in das Planetensystem eindringen, die ein undurchdringliches Netz bilden und Wega komplett abriegeln. Hinter der Invasion steht ein Wesen namens Krakatau, das ein Raumheer der Maccani befehligt – und nicht nur auf die Wega, sondern auch auf Bull und Perry Besitzansprüche geltend macht. // Der Auftakt zur neuen Miniserie gestaltet sich für Nicht-Altleser zunächst etwas zäh: Wer weder mit der Geschichte des Wega-Systems innerhalb der Serie vertraut ist, noch weiß, was die alten Raumjäger für einen Nostalgiefaktor mitbringen, hat es etwas schwer sich darin hineinzudenken, warum das alles so aufregend ist. Spätestens mit der Abriegelung des Systems und dem offensichtlich von ES durchdesignten Fluchtplan kommt genug Schwung in die Sache, dass man auch als Nicht-Vertrauter mit der Mutterserie genug Faszinationspunkte findet, um der Geschichte weiter folgen zu wollen. Dennoch macht „Im Licht der blauen Sonne“ auf mich den Eindruck, mehr Vorwissen vorauszusetzen als beispielsweise der Auftakt der ersten „Mission SOL“-Miniserie. Mal sehen, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt.

Band 2 – „Die Rollende Stadt“: Im zweite Band der neuen Perry Rhodan-Miniserie verschlägt es Perry und Gillian Wetherby in die aus mehreren Kantonen bestehende rollende Stadt Fementia-Oist. Die Willkommenheißerin Quingart steht kurz vor ihrem rituellen altersbedingten Selbstmord, als neue Testobjekte durch das Portal kommen. Weil sie Perry und Wetherby verpasst, trifft sie nur noch auf den Nachzügler Krakatau, der die beiden Terraner unbedingt finden will. In der offensichtlich von ES gestalteten Megastadt suchen sich die orientierungslosen Terraner eine Verbündete, die sie verbotenerweise mit Infos für ihr nächstes Ziel versorgt. Krakatau scheint durch seine Führerin Quingart im Vorteil. Doch sie wird misstrauisch: Die Prophezeiung sprach von zwei Auserwählten, die kommen würden – nicht von drei. // Ben Calvin Hary gelingt eine schöne Einzelepisode mit einem spannenden Setting, das an einen gut ausgedachten Planetenroman samt Alien-Spezies und Sozialstruktur erinnert. Die Protagonisten werden durch die exotische Stadt geschleust, die noch viele Fragen offen lässt, der Band entsorgt sein aufgebautes Personal aber gleich wieder – wahrscheinlich kehren wir nicht mehr hierher zurück. Davon abgesehen passiert erst einmal nicht viel – außer, dass nun klar wird, das Krakatau hinter Perrys Zellaktivator her ist. Insgesamt ein nettes Abenteuer, schönes Szenario – allerdings mit wenig Nachhall.

Band 3 – „Im Garten des Unsterblichen“: Perry Rhodan und Gillian Wetherby sind in den Innenkanton Famosa der rollende Stadt Fementia-Oist gelangt und treffen dort auf das mental begabte Wesen Monmussan-O, das Famosa als „Garten des Unsterblichen“ bezeichnet – sie sind also weiter auf der Spur des galaktischen Rätsels, das ES für sie hinterlassen hat. Bevor sie jedoch weiterziehen können, steht ihnen eine weitere Prüfung bevor. Und Wetherby erzählt Rhodan von den Ereignissen im Wega-System, bevor sie in die Zukunft gerissen wurde. // Mit dem dritten Wega-Band von Olaf Brill hatte ich so meine Probleme: Die Vergangenheitshandlung um Wetherby im Wega-System hat mich so gar nicht interessiert, und in Famosa geht es auch nicht so recht voran – zumal das Szenario dort auch nicht sonderlich üppig ausgefallen ist. Leider hat mich die Geschichte über weiter Teile gelangweilt, auch, weil mir wohl einfach zu viel des Altleser-Hintergrunds fehlt, um in den Vergangenheitskapiteln so etwas wie Nostalgie zu spüren. Diese „Wega“-Episode ist so gar nicht mein Fall gewesen.

Band 4 – „Feind der Harthäuter“: Getrennt von Perry und Wetherby landen Reginald Bull und Gucky auf einem fremden Planeten, der sich schnell als Tramp, Guckys eigentlich zerstörte Heimatwelt, herausstellt! Dort treffen sie auf die Riesenraubkatze Mink – und auf ziemlich übel gelaunte Roboter, die, wie sich später herausstellt, offenbar auf Zellaktivator-Träger warten, um ihnen eine Botschaft von ES zu übergeben. Bis es soweit ist, müssen der Mausbiber und Bully so einige Probleme – auch persönlicher Natur – aus dem Weg räumen. // Okay, ich bin ein bisschen voreingenommen: Erstens mag ich den Schreibstil von Madeleine Puljic, und außerdem ist das ein Katzenroman. Und zwar einer, in dem die Autorin die Eigenarten der Stubentiger ziemlich gut auf eine der Nebenfiguren überträgt. Weil Katzen großartige Tiere sind, hat der Text bei mir also schon einmal automatisch einen Stein im Brett. Davon abgesehen ist „Feind der Harthäuter“ eben auch ein sehr solides Planetenabenteuer, das ebenso gut als Einzelroman funktioniert. Und da liegt auch das einzige Manko des Heftes: Die neuen Infos für die Gesamthandlung der Mini-Serie, die am Ende zu verzeichnen sind, sind dann doch etwas dürftig. Wie auch immer: Ich wurde in diesem Fall sehr gut unterhalten!

Band 5 – „Die Mission des Wurms“: Perry Rhodan und Gillian Wetherby erreichen die nächste Station ihrer Reise und landen in einem riesigen mechanischen Bohrwurm, der sich offenbar im Auftrag von ES seit Jahrtausenden durch die Erdkruste eines Planeten bohrt. In der gigantischen, schon arg zerfallenen Industrie-Anlage leben verschiedene Völker auf verschiedenen Etagen, die teilweise untereinander verfeindet sind. Die schildkrötenartigen Garstag wollen Perry und Gillian – als Gesandte von ES – durch das Labyrinth zur Kommandozentrale geleiten. Dabei muss es kurzzeitig sogar zu einem Bündnis zwischen Perry und dem Verfolger Krakatau kommen, der immer noch Perrys Zellaktivator stehlen will – und sich nun sogar als „Sohn von ES“ ausgibt. Im Wega-System wird der schwer verletzte Ferrone Marium Polescar durch die Maccani geheilt und steigt zum Obermotz seines Volkes auf – nun als Verbündete der Invasoren und in Opposition zu den Menschen. // Eine rollende Riesenstadt, ein gigantischer Bohrwurm, immer bewohnt von zahlreichen Fremdwesen, die im Konflikt liegen – es sind schöne Szenarien, die Exposé-Autor Michael Marcus Thurner hier entwirft. Der fünfte Roman der Mini-Serie von Olaf Brill punktet dadurch mehr als durch die Handlung an sich, ist dabei aber sehr viel unterhaltsamer als Brills Band 3 „Im Garten des Unsterblichen“. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sich hier Szenarios schon etwas doppeln: Insbesondere, da ich gerade Thurners Taschenbuch „Plasmawelt“ (Amazon Affiliate Link) las, das vom Setting her ein glatter Zwilling zu dieser Story sein könnte. Nichts desto trotz ein ganz angenehmer Roman, aber auch immer noch viel Luft nach oben.

Band 6 – „Hinter den Truhen“: Perry und Gillian haben sich bis auf die oberen Decks des Bohrwurms, in den es sie im Vorgängerroman verschlagen hatte, vorgekämpft. Dort müssen sie sich durch ein Gebiet mit nahezu vollständigem Strangeness-Faktor arbeiten, um an die von ES für sie bestimmte Truhe zu gelangen. Gleichzeitig ist ihnen weiter Krakatau auf den Fersen, der sich nun ohne Rücksicht auf Verluste durch die Garstag kämpft, die ihm im Weg stehen. Derweil wandelt sich im Wega-System der Ferrone Marium Polescar zum willigen Helfer der Maccani, der ebenfalls vor Hinrichtungen nicht mehr zurückschreckt. // Dietmar Schmidts Roman hinterlässt bei mir erneut einen zwiespältigen Eindruck. Am Interessantesten fand ich noch die Storyline um Polescar, während das Krakatau-Gemetzel und der psychedelische Strangeness-Trip von Rhodan und Weatherby zwar mit bizarrem Sense-of-Wonder aufwarten, aber sich doch ziemlich in die Länge zogen. Mich stört zudem die unmotivierte Brutalität Krakataus und die nicht gut hergeleitete Wandlung Polecars. Statt Innensichten der Figuren gibt es reihenweise Beschreibungen von Orten und deren Hintergründen sowie Actionszenen von der Stange, die für das Voranschreiten der Story keinerlei Bedeutung haben und wenig Mehrwert bieten. Nach nun der Hälfte der „Wega“-Miniserie muss ich leider sagen, dass ich über weite Strecken mit ihr bislang nicht so recht warm werde. Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.

Band 7 – „Oase der Mutanten“: Reginald Bull und Gucky stecken weiter in der Vergangenheit fest – auf Guckys Heimatplanet Tramp, wo er immer noch andere Mausbiber zu finden hofft. Besessen von dem Gedanken, es könnte der Auftrag von ES sein, das künftige traurige Schicksal seiner Rasse zum Besseren zu wenden, macht sich Gucky auf einen Alleingang bei der Erkundung – und trifft tatsächlich auf weitere seiner Art. Doch die Mausbiber stehen unter dem Einfluss von Pilzquallen und unter der Herrschaft von Robotern, die sie in ihren Gängen unter der Erde quasi gefangen halten. Gucky wittert mehr hinter der Sache – und findet heraus, warum die Mausbiber dieser Zeit ihre Mutantenkräfte nicht gegen ihre „Aufpasser“ einsetzen. // Ich muss gestehen, dieser Roman von Katharina V. Haderer hatte es bei mir sehr schwer. Er überzeugt zwar durch stimmungsvolle Beschreibungen des Lebens der Mausbiber – aber das war es auch schon. Mehr passiert einfach nicht – und insgesamt gesehen reicht das nicht für einen spannenden Roman. Trotz Kämpfen mit Robotern, trotz Gefahrensituationen für Gucky – die spärliche Information, was es mit den Pilzquallen auf sich hat, bringt die Gesamthandlung nur um Millimeter nach vorne – und das Tramp-Szenario ist leider nicht sonderlich aufregend – außer vielleicht für Gucky selbst. Handwerklich hat die Autorin überhaupt nichts falsch gemacht, aber für eine Episode einer auf 12 Bände beschränkten Miniserie bietet Band 7 einfach viel zu wenig inhaltlichen Fortschritt und bringt auch die Figurentwicklung nicht voran. Das macht die ganze Sache recht ermüdend und zäh. Schade.

Band 8 – „Hort der Transformation“: Zugegeben, nach dem zähen Band 7 war ich etwas demotiviert, mit der Lektüre von „Wega“ fort zu fahren. Die kurze Lesepause hat mir offenbar gut getan, denn mit „Hort der Transformation“ liefert Roman Schleifer den ersten Roman der Miniserie ab, der mich beinahe restlos überzeugt. Das Tempo stimmt, die Dialoge, das Setting – und das auf allen Handlungsebenen. Vom ferronischen Eiswein-Winzer Grimmes Tunsteen über den Hochenergie-Ingenieur Akeno Serif und sein Schicksal, bis hin zur Kontaktaufnahme von Perry und Gillian mit dem Widerstand gegen der Maccani-Besatzer und die interessante Wende zum Ende des Romans – hier gibt es eine stimmige Geschichte mit toll ausgestalteten Figuren (schade, dass sie im weiteren Verlauf wohl keine Rolle spielen). Schleifer gelingt es, einen Roman zu schreiben, der auch losgelöst vom Miniserienkontext durch seine schönen Spielorte und lebendigen Charaktere überzeugt. Danke, so einen „Wega“-Roman habe ich dringend gebraucht, um mich auf die nächsten Episoden zu freuen.

Band 9 – „Leuchtfeuer auf Graborflack“: Puh, da weiß ich mal so gar nicht, was ich dazu schreiben soll, außer: Das ist absolut nicht mein Roman. Rund 50 Seiten fiel es mir schwer, der Handlung überhaupt zu folgen. Warum die Blau-Nakken angelockt werden müssen, war mir von Beginn an nicht ganz klar, die Passagen auf dem Nadelschiff wirr und vom Setting her überhaupt nicht greifbar. Keinerlei Entwicklung bei Wetherby, sie „rambo“t sich weiter tumb durch die Handlung und Perry stelzt sich selbst im Dialog mit dem Blau-Nakken, der auf eine einfache Syntax angewiesen wäre, durch hochtrabende Sätze, die in der Übersetzung ja nur bruchstückhaft überkommen können, wenn man selbst als Leser denkt: Das hättest du aber auch einfacher sagen können. Es tut mir leid: Dieser Roman hat mir keine Freude beim Lesen bereitet, weder in der sprachlichen Gestaltung, noch im transportieren Inhalt.

Band 10 – „Finale auf Tramp“: Nach dem für mich persönlich absolut enttäuschenden Vorgängerband weiß Lucy Guth mich endlich wieder gut zu unterhalten und die Storyline um Gucky und Bull zu einem recht runden Ende zu bringen. Der Titel des Romans passt also. Auch sonst passiert angenehm viel: Unerwartete Allianzen werden geschmiedet und endlich wird klar, warum die beiden Freunde von ES in die Vergangenheit des Mausbiber-Planeten geschickt wurden. Das ist gleichzeitig auch das einzige, kleine Problem, das sich mit diesem Band offenbart: Die gravierende Bedrohung durch das Nemat wird ziemlich unvermittelt aus dem Hut gezaubert und gleich wieder beseitigt, was gegenüber den anderen Tramp-Romanen eine recht unschöne Schieflage in der Entwicklungsdynamik dieses Erzählstrangs offenbart. Denn alles, was auf Tramp wichtig war, wird eigentlich hier erzählt – die anderen Bände erweisen sich da im Nachhinein als unnötig langer Quasi-Prolog. Aber das ist – wie so oft – kein Problem dieses Romans, sondern des Gesamtexposés.

Band 11 – „Der Bastardprinz“: Lange blieben die Hintergründe über den Antagonisten der „Wega“-Miniserie im Verborgenen. Ben Calvin Hary darf nun den Werdegang des „Bastardprinzen“ im Zeitraffer schlaglichtartig nacherzählen und am Ende das Ganze mit einem recht übersichtlichen Raumgefecht abrunden, dessen Folgen die Weichen für das Finale im nächsten Band stellen. Ein vollgepackter Roman, der mich vom Aufbau her sogar ein ganz klein bisschen an einen erinnert hat, den ich vor nicht allzu langer Zeit für eine andere Serie schrieb. 😉 (Amazon Affiliate Link) Hary räumt zudem ein wenig mit den Figuren auf bzw. ruft sie in Erinnerung und führt Handlungen wieder zusammen, ohne schon alles vor dem Ende zu verraten. Diese Aufgabe wurde mit dem 11. Band gut gelöst.

Band 12 – „Geschenke der Superintelligenz“: Perry Rhodan und Bully müssen sich der finalen Konfrontation mit dem Drahtzieher hinter der Maccani-Invasion im Wega-System stellen und erfahren viel über dessen Pläne und Vergangenheit. Wetherby und Gucky müssen gleichzeitig ein Flaggschiff lahm legen, wobei ihnen ein zur Raison gekommener Ferronen-Überläufer hilft. Danach geht alles wieder seinen gewohnten Gang – und die Serie ist vorbei. // Michael Marcus Thurner liefert im letzten Band der unter seiner Fuchtel entstandenen Miniserie ein eher ruhiges Finale ab, in dem der Werdegang des Drahtziehers geschildert wird. Gab es im Vorband eine fast ebenso gestaltete Lebensbeichte des Hauptbösewichts, der allerdings letztlich nur der Handlanger vom großen Boss war, offenbart sich mit dem Background des Drahtziehers eigentlich eine viel interessantere und vielseitigere Geschichte, als die, die „Wega“ am Ende erzählte. Die fast wie ein Exposé anmutenden Passagen lesen sich klasse, aber diese Infoballung kommt zu konzentriert und viel zu spät. Zudem lässt der Finalband ganz zentrale Fragen offen, beispielsweise was die Konzentration auf die Zellaktivatoren zu Beginn der Serie zu bedeuten hatte. Wenn dieser Abschlussroman nicht mal seinen Titel richtig erklärt und die „Geschenke“ einfach verschwinden lässt, ist das ziemlich unbefriedigend. „Wega“ wirkt mit dem für sich genommen guten Band 12 nicht ausreichend auserzählt und hinterlässt den faden Beigeschmack einer insgesamt leider sehr unrunden Mini-Serien-Staffel, die ich streckenweise als sehr anstrengend empfand.

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Gelesen: „Der letzte Tag“ von Glenn Kleier – Was tun, wenn Gottes Tochter erscheint?

Das „Millennium“ steht kurz bevor: Zum Jahreswechsel von 1999 auf 2000 steht die Welt ein wenig Kopf – Für viele Menschen markiert der Übergang ins neue Jahrtausend etwas Besonderes. Insbesondere in Jerusalem, der Stadt, in der Juden, Moslems und Christen zusammentreffen, wird ein besonderes Fest erwartet. Aus diesem Grund sind auch Jonathan Feldman und sein Videoreporterteam des Senders WNN in der israelischen Hauptstadt, um von der Silversternacht dort zu berichten. Doch pünktlich um Mitternacht erschüttert ein Erdbeben die Stadt und sorgt für Endzeitpanik. Gleichzeitig zerstört ein Himmelsgeschoss eine militärische Forschungsbasis in der südisraelischen Wüste.

Die Hardcover-Erstausgabe von „Der letzte Tag“, erschienen 1998 im Lichtenberg Verlag.
Foto: Vennemann

In das Chaos mischt sich das Erscheinen einer ätherisch wirkenden jungen Frau, die immer wieder ungesehen auftaucht und verschwindet. Sie behauptet, im Namen Gottes zu sprechen, und offenbart sich wenig später als Jesa, die Tochter Gottes. Sie sei erschienen, um der Menschheit die Apokalypse vorauszusagen, denn die etablierten Religionen hätten Gottes Wort aus Eigennutz Jahrhunderte lang falsch interpretiert. Bald sammeln sich Befürworter und Gegner Jesas in Israel und weltweit, um auszutragen, wer Recht hat. Auch die Religionen wollen gegen den die in ihren Augen „falsche Prophetin“, die allerdings offenbar sämtliche Sprachen der Erde spricht und Kranke heilen kann, vorzugehen.

Als WNN recherchiert, dass Jesa womöglich ein Produkt verbotener genetischer Experimente ist, geraten Feldman und sein Team durch ihre Berichte an die Weltspitze der Berichterstattung. Als Jesa dann noch Feldman auswählt, sie zu Terminen und Predigten in aller Welt zu begleiten, muss auch er sich fragen, an was – oder wen – er glaubt.

Glenn Kleiers Thriller aus dem Jahr 1997 nutzt geschickt die Spannung, die damals herrschte. Was wird das Jahr 2000 bringen? Niemand wusste es damals. In diese Ungewissheit hinein hat Kleier mit seinem damaligen Debüt einen äußerst interessanten und sehr geschickt mit christlich-religiösen Motiven spielenden Roman kreiert, der 560 dicht bedruckte Seiten füllt. Wie würden Medien, Gläubige und die Religionsoberhäupter reagieren, wenn tatsächlich eines Tages eine neue Jesus-Figur auf den Plan tritt? Kleier spielt das alles sehr realistisch durch und wählt mit der Journalistenperspektive eine Sicht, die stets auf Objektivität bedacht sein soll, die aber gerade bei so einem Thema immer auch persönliche Überzeugungen mit berücksichtigen muss.

Das Buch braucht, bis es an diesen interessanten Fragestellungen anlangt, allerdings gut 150 bis 200 Seiten, die durchaus Längen besitzen, auch wenn Kleier durch kurze Kapitel und viele Perspektivwechsel das Tempo hoch zu halten versucht. Nach diesem etwas anstrengenden ersten Drittel wird „Der letzte Tag“ allerdings immer spannender und faszinierender – nicht so sehr wegen der Figuren selbst, sondern wegen der vielseitigen Betrachtungsweise des Themas, vielen Ungewissheiten und Geheimnissen sowie internen Konflikten. Da ist es zu verschmerzen, dass das Ende etwas unfertig und unbefriedigend wirkt. Bis dahin war sowieso der Weg das Ziel – und der lohnt sich.

Der Roman erschien 1998 als Hardcover beim Lichtenberg Verlag und war später als Knaur-Taschenbuch erhältlich. Aktuell ist er nur antiquarisch bei einigen Anbietern verfügbar.

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Ein bunter Strauß verpasster Chancen: „John Sinclair – Die Rückkehr des Schwarzen Todes“ von Jason Dark

Wer ein bisschen verfolgt hat, was ich so lese, hat sicher schon bemerkt, dass sich dort ab und zu auch einmal Romane des von Jason Dark geschaffenen „Geisterjägers John Sinclair“ finden, die ich – was den Meister selbst angeht, der mehr als 2000 Romane für die Serie selbst verfasst und sich damit ein bewundernswertes schriftstellerisches Denkmal geschaffen hat – häufig mit einem lachenden und einem weinenden Auge begutachte. Das liegt häufig daran, dass mir Darks krude Sprachschöpfungen, die teils schiefen Bilder und allgemein sein – sagen wir mal: „reduzierter“ – Stil einige Probleme behalten. Andererseits liefert er im Ansatz stets spannende Ideen, nur an der Umsetzung mangelt es meiner Meinung, und das regelmäßig, nicht als Ausnahme.

Entsprechend skeptisch wagte ich mich kürzlich an die Lektüre des Hardcovers „Die Rückkehr des Schwarzen Todes“ aus dem Jahr 2003. Damals feierte man „25 Jahre John Sinclair“ mit diesem überlangen Spezialroman, in dem Dark einen der beliebtesten und furchteinflößendsten Gegner des Geisterjägers wieder auferstehen ließ. „Warum nicht?“, dachte ich. „Wenn es gut gemacht ist?“ – Tja, wie erwartet ist es das – leider – nicht.

Sieht cool aus, ist als Jubiläumsroman allerdings sehr enttäuschend: „Die Rückkehr des Schwarzen Todes“ von Jason Dark erschien 2003 zum 25. Geburtstag der Serie. (Foto: Sascha Vennemann)

Zäher Einstieg: John Sinclair findet sich in der von Will „Dracula II“ geschaffenen Vampirwelt wieder, wo ihm sein einstiger Freund eröffnet, dass jemand den Schwarzen Tod wiederauferstehen lassen möchte. Für diese simple Information braucht der Text fast 25 Seiten. Und gleich noch einmal 25 Seiten, bis John diese Information an sein Team, bestehend aus Sir James, Suko und Glenda Perkins weitergegeben hat. 50 Seiten dröge Einleitung, um dem Leser die Grundidee des Romans, die schon in seinem Titel steht, nahe zu bringen. Schwungvoll geht anders.

Der Antagonist: Der heißt Namtar, besitzt eine helle und eine dunkel-verbrannte Gesichtshälfte und ist, wie man später erfährt, ein gefallener Engel. Zusammen mit anderen hat er sich eine Dimension oder Welt geschaffen, in die oder der er bestimmte Seelen oder, nun ja, was halt so übrig bleibt, wenn man Dämonen meuchelt, hineinzieht, bevor diese ins Nimmerwiedersehen des hintersten Höllenwinkels verschwinden können. Oh, wie praktisch: Eine Art Pufferspeicher für Gegner, die man plötzlich wieder aus dem Hut zaubern möchte!

Die Lösung für die Rückkehr: Das ist tatsächlich die Lösung, wie der Schwarze Tod, das Riesenskelett mit Sense, wieder zurückkehren kann – einfach nachträglich erklären, dass man ihn in einer Nebendimension geparkt hat. Okay, das Erfinden von Nebenwelten und Dimensionen hat bei Sinclair durchaus Tradition, passt also ins Bild. Elegant war das allerdings nie und wirkt auch jedes Mal wie ein billiger Taschenspielertrick.

Die Quest: Eigentlich folgt dann eine ganz gute Idee, die durchaus für stimmungsvolle Momente sorgt. Denn um den Schwarzen Tod aus der anderen in unsere Welt zu holen, muss Namtar vier Menschen mit vier Eigenschaften töten, die den vier Evangelisten gleichen. Die kleinen Nebenplots um die Männer, die beispielsweise im Löwengehege eines Zoos oder in einem Schlachthaus arbeiten, sind gelungene Miniaturen. Sie bringen die Hauptgeschichte, auf die der Leser wartet, allerdings nicht voran und spielen – soviel kann man verraten – im Anschluss keinerlei Rolle mehr.

Späte Rückkehr: Bei 317 Seiten Gesamtlänge dauert es bis Seite 265, bis der Schwarze Tod dann tatsächlich zurück ist und seine Sensenmann-Arbeit in unserer Welt wieder aufnimmt – viel zu spät, um ihn als Hauptfigur und nachhaltige Bedrohung wieder in den Vordergrund zu stellen. Zwar sorgt er für einige actionreiche Kampfeinlagen, bleibt aber (Achtung, Wortwitz!) ziemlich „blass“ und für Leser, die die Figur nicht schon aus anderen Romanen kannten, seltsam ungefährlich. Soviel Gewese um dieses Gerippe?

Diese Punkte sprechen schon nicht sehr für den Roman, aber es gibt drei weitere, die ihn endgültig über die Klippe stoßen. Meiner Meinung nach sind das eklatante erzählerische Fehler, die hier begangen wurden.

Durchgehende Passivität: John und sein Team sind den ganzen Roman über zur Passivität verdammt. Sie müssen sich erst erklären lassen, was überhaupt die Gefahr ist. Dann laufen sie Namtar hinterher, der eine Person nach der anderen killt. John und Suko kommen stets zu spät, um die Morde verhindern zu können, hinken immer hinterher. Am Ende können sie der Übermacht des Schwarzen Todes nicht begegnen, sie sind dafür zu schwach und haben keine adäquate Waffe in der Hinterhand. Diese „Wir können nichts tun“-Haltung überträgt sich auch auf den Leser, der sich schnell fragt: „Warum soll ich denn dann weitergelesen?“ – Ein absoluter Lese-Killer, immer.

Eine Allianz, die nie zustande kommt: Hinzu kommt, dass Dracula II und Justine Cavallo John und seinem Team mehrmals anbieten, beim Kampf gegen die Rückkehr des Schwarzen Tods mitzuwirken. Mehrmals wird diese Möglichkeit angesprochen, jedes Mal schlägt John sie mit dem Hinweis darauf aus, dass Vampiren nicht zu trauen ist. Tja, dann lieber nichts tun und zuschauen, wie ein noch mächtigerer Feind zurückkehrt, anstatt dass man sich mal zusammenrauft und eine neue Einsatztruppe gegen gemeinsamen Gegner bildet? Nein, das wäre ja viel zu spannend geworden…

Ein Ende, das ins Leere läuft: Zum Schluss – und das ist fast die größte Frechheit – verläuft die Story einfach im Nichts. Namtar und der Schwarze Tod verschwinden einfach aus dem Einflussbereich der Menschen und Vampire, die ihnen an den Kragen wollen. Der Hinweis: „Es geht wieder von vorne los!“ soll wohl auf eine Fortsetzung in der Serie hinweisen. Allerdings bekommt das Hardcover so nicht einmal den Hauch einer Abrundung, hängt völlig in der Luft und man fragt sich, wozu man dann nun die ganze Story gebraucht und gelesen hat. „Die Rückkehr des Schwarzen Todes“ ist – bis auf wenige Nebenhandlungen – eine kolossale Enttäuschung und eines Jubiläumsbandes für ein so langlebiges und legendäres Franchise nicht würdig. Über die Lektüre habe ich mich sehr geärgert und ich hoffe wirklich, dass frühere längere Sinclair-Romane wie „Hexenküsse“ und „Voodoo-Land“ gelungener ausfallen: Sie stehen ebenfalls noch auf meiner Leseliste.

(Dieser Text enthält Affiliate-Links zum Anbieter Amazon.de)

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Mars-Western, Mars-Märchen und Mars-Männchen: „Strasse der Verlassenheit“ von Ian McDonald

„Strasse der Verlassenheit“: Was für ein Roman! Seit dem Jahreswechsel hat mich zwischendurch immer mal wieder das Debüt des Science-Fiction-Autors Ian McDonald aus dem Jahr 1988 beschäftigt. Seine Luna-Trilogie gehört für mich zu dem besten, das ich in dem Genre bisher las, deswegen wollte ich mich weiter mit ihm beschäftigen – und am Anfang beginnen. „Desolation Road“ erschien in der deutschen Übersetzung erstmals 1991 im Bastei Lübbe Verlag als Taschenbuch mit rund 450 Seiten. Und schon beim Lesen dachte ich: „Das Ding nimmt ja überhaupt kein Ende!“ – Nicht bezogen darauf, dass der Inhalt sich ziehen würde, sondern einfach aufgrund der Textmasse. Die Erstausgabe ist nämlich mit kleiner Schrift und direkt anschließenden Kapiteln sehr eng formatiert. Spätere Auflagen hatten dann auch schon schnell mal an die 600 Seiten, und so fühlt sich der Roman auch eher an.

Cover der Erstausgabe von 1991, erschienen im Bastei Lübbe Verlag.
(Foto: Sascha Vennemann)

Worum geht es? Der Mars wird langsam von den Menschen besiedelt, man kann sich dort inzwischen ohne Hilfsmittel bewegen. In der roten Staubwüste irrt der Wissenschaftler und Erfinder Dr. Allimantando einem grünen Wesen hinterher und kommt an einen Ort, an dem ihn die Vision einer Siedlung ereilt. Er lässt sich dort nieder – und bald kommen tatsächlich die ersten Siedler. Die Gemeinschaft wächst durch Personen, die einen Neuanfang suchen und hier finden. Später bekommt die nahe Eisenbahnlinie hier einen Haltepunkt. Das Dorf und seine Bewohner entwickeln sich, Familienfehden entstehen, es kommt zu Kriegen und Intrigen, religiösen Konflikten, Affären und unerfüllten Lieben. Aber irgendwann ist auch die Stadt „Desolation Road“ am Ende ihres Weges angelangt.

Das Debüt von Ian McDonald ist eine Mixtur aus Western- und Siedlertreck-Hommage, gemischt mit Elementen der Science-Fiction und des magischen Realismus. Das ist vor allem im mittleren Teil des langen Romans ziemlich anstrengend, weil sich der Autor in unzähligen Figuren- und Nebenhandlungen verliert, die alle mehr oder weniger wieder zusammenlaufen, das Fortkommen aber ziemlich erschweren. Wenn das Industriezeitalter in der Stadt Einzug hält und es zum Klassenkampf zwischen Arbeitern und Obrigkeit kommt, versteht man die Bezüge recht deutlich. Trotz der anstrengenden Lektüre konnte ich gerade in der zweiten Hälfte der Handlung wieder besser folgen und erkenne hier ganz viele Ansätze von Dingen, die McDonald bei der Luna-Trilogie zur Perfektion getrieben hat – nämlich das Nachzeichnen familiärer Verwicklungen in einem futuristischen Setting.

„Strasse der Verlassenheit“ ist ein fordernder Roman, keine Frage. Aber er lohnt sich, nicht nur wegen der wirklich seltsamen Genre-Mischung und den vielen kruden Ideen zu seinen Figuren. Schade, dass die Fortsetzung „Ares Express“ bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde. (Dieser Text enthält Affiliate-Links zum Anbieter Amazon.de)

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Too little, too late: Warum der „Uncharted“-Roman „Das vierte Labyrinth“ nur bedingt funktioniert

Ich bin ein großer Freund von Videospielen, sammle – wenn auch nicht fanatisch – gerne alte Konsolen und Games und ich bin seit jeher auch ein eifriger Leser von Begleitromanen zu den Spielen, die manchmal einfach nur die Hauptstory nacherzählen oder etwas ausschmücken, manchmal aber auch gänzlich neue Abenteuer mit den Figuren bieten.

Entsprechend gespannt war ich auf „Das vierte Labyrinth“ von Christopher Golden, den offiziellen Roman zum Uncharted-Franchise. Von den fünf Spielen der Serie, die auf der Playstation 3 und 4 erschienen sind, habe ich die ersten drei Titel gespielt und war von der tollen Mischung aus exotischen Schauplätzen, geballter Action und ansprechender Story sehr angetan. Der Hauptcharakter Nathan Drake ist so etwas wie eine Mischung aus Indiana Jones und Lara Croft aus Tomb Raider. Wenig verwunderlich ähnelt sich auch das Gameplay vom Tomb Raider und Uncharted – was Drake wiederum für mich einnimmt, schließlich habe ich so gut wie alle Tomb Raider-Teile seit Start der Reihe in den 1990-er Jahren gespielt.

Odyssee im Online-Antiquariat

Ich freute mich also, nach den ersten drei Uncharted-Spielen ein weiteres Abenteuer mit Nathan Drake und seinem väterlichen Freund Victor Sullivan – diesmal in literarischer Form – zu erleben. Und das Abenteuer ging schon damit los, das Buch überhaupt in die Finger zu bekommen. Die deutsche Übersetzung aus dem Panini Verlag erschien 2012 als hochwertiges Paperback mit Klappbroschur – ist aber inzwischen vergriffen. Bei den gängigen Antiquariatsportalen kostet es derzeit (Stand: Anfang 2021) gerne mal das Doppelte oder Dreifache des ursprünglichen Preises von rund 15 Euro. Bis ich ein Angebot fand, das nur leicht über die Neupreis lag, musste ich schon ein bisschen suchen. „Na gut“, dachte ich. „Vielleicht ist der Roman das ja wert.“

Was erwarte ich von einem Games-Roman? Ich erwarte, dass er ein gutes Gespür für die Figuren und ihre Charakterisierungen hat und dass er die Essenz des Spiels, seine Stimmung und Besonderheiten einfängt. Bei Uncharted bedeutet das für mich: Over-the-Top-Action, eine Schatzsucher-Mystery-Alte-Kulturen-Story als Background und atemberaubende Szenarios. Wenn ich daran denke, in welchen Szenen Drake in den Videospielen rumturnt, glänzen meine Gamer-Augen. So etwas wollte ich auch im Buch lesen, hoffte vielleicht auf Actionszenen, wie der australische Autor Matthew Reilly sie für seine Jack West-Reihe oder die Romane um Captain Shane „Scarecrow“ Schofield verfasst hat.

Spiele und Romane können sich im besten Fall gut ergänzen: Im Fall von „Das vierte Labyrinth“ klappt das leider nicht so gut. (Foto: Vennemann)

Golden lässt seinen Roman recht vielversprechend mit einer typischen Action-Fluchtszene beginnen, um die Figuren für diejenigen einzuführen, die sie vielleicht noch nicht kennen. Danach entblättert sich nach und nach die eigentliche Story: Victor Sullivans alter Freund und Altertumsforscher Lukas Hzujak wurde in New York ermordet. Er war offenbar einer Sensation auf der Spur: In einem Konglomerat aus Legenden um den Minotaurus, Daedalus und ursprünglicher Alchemie bastelt sich Golden hier ein Szenario aus vier unterirdisch gelegenen Labyrinthen zusammen, in denen viele Gefahren lauern und in denen unermessliche Schätze lagern sollen.

Bei der Reise rund um den Globus (Ägypten, Griechenland, China udn ein Hauch von, nun ja, Atlantis) werden sie von Jada, der Tochter des Forschers, begleitet, die ihre Stiefmutter Olivia hinter dem Mord vermutet. Und natürlich hat diese durchtriebene Alte sich Unterstützung von einem reichen Geschäftsmann und seinem Söldnertrupp geholt, um Drake und Sully das Leben schwer zu machen. In den Labyrinthen kommt es deswegen immer wieder zu Kämpfen – zumal dort auch stets seltsame Gestalten auftauchen, die die Bauten zu beschützen scheinen.

Too little, too late

Klingt doch alles ganz gut, oder? Ist es ja eigentlich auch. Das ganz große Problem, das „Das vierte Labyrinth“ hat, ist, dass das Buch viel zu lang ist. 430 Seiten sind ohnehin schon recht viel für einen Games-Roman. Noch dazu sind die großformatigen Seiten recht eng bedruckt – das bedeutet jede Menge Text. Das wäre nicht schlimm, wüsste Golden die Seiten mit den – immer aus meiner Sicht betrachtet – richtigem Inhalt füllen. Tragischerweise tut er das erst ab Seite 175, und das ist einfach viel zu spät!

Goldens Ansatz muss gewesen sein, den Abenteuer-Thriller ganz gemächlich aufzubauen und seine Figuren langsam den Weg bis zum ersten Labyrinth ermitteln zu lassen. Im Spiel kann so etwas durch eine Zwischensequenz passieren, oder vielleicht ein kürzeres Zwischenlevel mit Stealth-Elementen. Aber rund 40 Prozent des Romans verstreichen zu lassen, bevor die Helden überhaupt an den ersten exotischen Handlungsort kommen und dort das tun, was sie im Spiel auch machen – Kämpfen und Rätsel lösen -, ist einfach eine, Entschuldigung, saudumme Idee!

Immer wieder war ich drauf und dran, die Lektüre abzubrechen. Was ich auf den ersten rund 200 Seiten las, war einfach nicht das, was ich aus den Spielen kannte und mir beim Lesen wünschte. Danach ging es allerdings rund: Die Labyrinth-Szenarien wurden gut eingeführt und Stück für Stück erweitert, es gab spannende Wendungen und schöne Kämpfe. Dadurch, dass die Handlung allerdings größtenteils in Kavernen und Höhlen spielt, beraubt sich Golden selbst vieler Möglichkeiten, die Kämpfe zu gestalten. Bis auf Duck-and-Cover-Schießduelle in schlauchartigen Gängen bleibt da wenig übrig. Fatal, wenn Uncharted sich doch sonst durch größere Kampfareale unter freiem Himmel auszeichnet.

Ein ernüchterndes Fazit

Der offizielle Uncharted-Roman scheitert in meinen Augen also nicht völlig – er vertut nur jede Menge Chancen. So gut er den Ton der Figuren trifft, so wenig macht er aus den vorhandenen Grundlagen. Die Einführung gerät viel zu ausufernd, das Abenteuer-Szenario presst sich durch die Limitierung auf unterirdische Labyrinthe in ein sehr starres Korsett, das nur einen Bruchteil dessen bieten kann, was die Games ausmacht. Zudem ist das Buch einfach wirklich viel zu lang – rund ein Drittel weniger Text hätten es schon sein müssen, damit ein durchgängig spannender Text mit ausreichend Tempo erhalten geblieben wäre. „Das vierte Labyrinth“ bietet also gute Ansätze und in Teilen auch eine ausreichend gute Umsetzung, ist für mich als Uncharted-Fan allerdings doch eine mittlere bis größere Enttäuschung.

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Kurzrezensionen zur Mini-Serie „Perry Rhodan – Mission SOL 2“

Meine Eindrücke zur zweiten Staffel – Zusammengefasst in einem Beitrag

Nachdem ich in der ersten Jahreshälfte 2020 die Lektüre der Perry Rhodan-Miniserie „Mission SOL“ aus dem vergangenen Jahr nachgeholt hatte und hier meine zusammenfassenden Eindrücke schilderte, konnte ich bei der diesjährigen Fortsetzung „Mission SOL 2“ von Anfang an dabei sein und – für meine Verhältnisse – beinahe aktuell mitlesen. Wie schon bei der ersten Staffel fasse ich in diesem Artikel noch einmal die zwölf Kurzrezensionen zusammen, die ich zu den zwölf Bänden für meine Instragram- und Goodreads-Kanäle verfasst habe.

Vorab: Die Serie hat sich doch sehr in eine Richtung entwickelt, die ich mir ursprünglich nicht unbedingt gewünscht hatte. Das betrifft vor allem die letzten drei, vier Romane. Als Fazit zur Vorgänger-Miniserie schrieb ich: „Wenn es in der zweiten Staffel gelingt, die Story etwas gradliniger zu gestalten, ohne dabei auf Charakterentwicklungen zu verzichten, würde mir das gefallen.“ „Mission SOL 2“ hat eher das Gegenteil getan: Die Serie hat die Handlung ziemlich auseinander gezogen und die Entwicklung der Charaktere, insbesondere der Protagonisten, zugunsten einer teils unnötig verkomplizierten und verschachtelten Handlung, nach meinem Empfinden sehr zurückgefahren oder zumindest an der ein oder anderen Stelle nicht schlüssig nachvollzogen.

Dem guten Autorenteam ist es zu verdanken, dass die Romane an sich aber jeweils gut und abwechslungsreich zu lesen sind und diese Mini-Serie insgesamt im Durchschnitt sogar bessere Wertungen von mir bekommt als der Vorgänger. Die Bände haben mich alles in allem wieder gut unterhalten, auch wenn das in den Kurzrezensionen manchmal nicht so stark durchscheint. Dementsprechend freue ich mich auch schon auf die nächste Mini-Serie, die ab März 2021 erscheinen soll. Für die Exposés wird dann Michael Marcus Thurner sorgen, was die Erwartungen alles andere als schmälert. Hier aber zunächst meine Impressionen zu „Mission SOL 2“:

Band 1 – „Ritter des Chaos “: Als bekannt wurde, dass die Mini-Serie „Mission SOL“ in eine zweite Staffel gehen würde, war das für mich schon eine Überraschung. Dass eine eigentlich in sich abgeschlossene Serie fortgeführt wird, kommt ja auch nicht alle Tage vor. Den Auftakt zu Season 2 hat Exposé-Autor Kai Hirdt wieder selbst übernommen und geht mit einer ordentlichen Portion Technobabble, Raumgefechten und einer großen Prise lakonischem Dialoghumor gleich in die Vollen. Sehr guter „zweiter Start“ in die Fortsetzung – trotz des etwas ungelenken Übergangs. Und schön, dass „Altlasten“ wie der Kuum nicht vergessen werden… (5/5)

Band 2 – „BARILS Botschaft“: Perry Rhodans Eingreifen in das Eingreifen der Ritter von BARIL bringt ihm als Konsequenz eine Überprüfung seiner Motive durch die Diener der Superintelligenz ein – mit einem für mich dann doch überraschenden Ausgang. Madeleine Puljics Roman bietet ein bisschen Gefangenschaftskitt zwischen schön geschilderten Prüfungen, lediglich die religiösen Paragraphen, die erst schwurbelig verklausuliert etwas erzählen, das im Anschluss noch einmal zusammenfassend durch den Protagonisten erklärt werden muss, hätte ich nicht gebraucht. Entweder das eine, oder das andere. Der Rest hat mir aber sehr gut gefallen. So kann’s weitergehen! (4/5)

Band 3 – „Zielpunkt Nebelzone“: Weg von Perry Rhodan, hin zu Roi Danton: Rhodans Sohn ist mit der CALAMAR auf einer geheimen Erkundungsmission unterwegs, um mehr darüber herauszufinden, was die Chaosmächte vorhaben. Dazu muss das Team um Danton zunächst verdeckt Erkundigungen auf einer Raumstation einholen, wird dann enttarnt und flieht auf einem unerwarteten Weg – mit einem besonderen Schiff. // Olaf Brill wählt in dem dritten Roman der „Mission SOL 2“-Miniserie den Ansatz, die Geschichte aus dem Blickwinkel eines unerfahrenen Neu-Solaners zu erzählen. Geschickt, denn so können auch unerfahrene Perry-Leser wie ich ein wenig von Dantons Vergangenheit und später wichtige Grundlagen für den Skapalm-Bark-Coup erfahren. Das wirkt zunächst etwas zäh und führt auch wieder zu – allerdings angenehm wenigen – nervigen Selbstzweifelpassagen des Protagonisten, der Roman nimmt jedoch bereits nach wenigen Seiten ordentlich Fahrt auf und weiß im finalen Drittel sogar mit einigen Wendungen und einer tollen Stimmung richtig zu begeistern. Das liegt vielleicht auch an der deutlichen „Alien 4“-Hommage, die Brill eingebaut hat: Stichwort Gen-Labor. Dann also doch: Volle Punktzahl! (5/5)

Band 4 – „Im Sphärenlabyrinth“: Roi Danton flüchtet mit seinem Einsatztrupp als Kalbaron an Bord der Skapalm-Bark in einen Nebel, der sich als kaum passierbares Sphärenlabyrinth offenbart. Auch die SOL landet schließlich dort. Was nicht ohne Folgen bleibt, denn in dem aus gleich großen Hohlkugeln bestehenden Gebilde scheint irgendetwas zu schlafen, dass sich einiger Solaner bemächtigt und beinahe dazu führt, dass die fragile Situation an Bord außer Kontrolle gerät – zumal offenbar auch jemand von BARILS Rittern nicht mit den anderen an einem Strang zieht. // Es ist ein bisschen unfair, dass ich nach dem Hermann Ritter-Band in der vergangenen Mini-Serie schon wieder einen seiner Romane als den bislang an wenigsten gelungenen der laufenden SOL-Staffel benennen muss. Das liegt aber diesmal weniger an der Ausgestaltung sondern eindeutig am zugrunde liegenden Exposé, das mir hier nicht zusagt. Erstens ist die Handlung recht spannungsarm: Sowohl Danton als auch Rhodan müssen sich mit den jeweiligen anderen Mächten an Bord ihrer jeweiligen Raumschiffe durch langwierige Argumentationsdialoge herauswinden. Zweitens mutet das Sphärenlabyrinth bei aller Rätselhaftig- und Undurchdringlichkeit doch sehr wie die proto-chaotische Zelle aus dem Vorzyklus an, zumal – drittens – hier offenbar schon wieder eine verborgene Macht in einem seltsamen Raumgebiet schlummert und Einfluss auf Teile der SOL-Besatzung nimmt. Den ganzen Band über hatte ich das Gefühl, eine Art Wiederholung von Settings und Ereignissen aus der ersten SOL-Staffel zu lesen. Ich hoffe nun auf eine originellere Ausgestaltung der Situation in den Folgebänden, denn die aktuelle Handlungsentwicklung in Band 4 finde ich leider wirklich nicht sonderlich spannend… (2/5)

Band 5 – „Der violette Tod“: Zurück zu Perry und der SOL, die weiter unter der Fuchtel der Ritterin A-Kuatond stehen. Noch immer steht nicht fest, wer bei den Rittern von BARIL falsch spielt. Semmaru, der Diplomat, scheint ein guter Kandidat dafür zu sein. Wie passend, dass er gerade jetzt Hilfe benötigt, bei der Ernte auf einem Planeten, dessen Bewohner von einer tödlichen Seuche heimgesucht werden. // Dass es in diesem Band um eine hoch ansteckende Pandemie geht, verleiht dem lange vor der Corona-Krise geplanten und geschriebenen Roman von Bernd Perplies natürlich eine ungewöhnliche, aktuelle Brisanz. Solche Zufälle gibt es halt, und es ist schon interessant zu sehen, dass Schutzkleidung und soziale Isolation auf dem betroffenen Planeten und später auch der SOL das Maß der Dinge sind. Davon abgesehen liefert der Roman im ersten Drittel eine gute Zusammenfassung der bisherigen Handlung, eine mäßig spannende Infektionsgeschehen-Handlung in der Mitte und ein gutes und einigermaßen überraschendes Finale. „Der violette Tod“ hätte an der ein oder anderen Stelle noch etwas mehr Tempo vertragen können, arbeitet aber ausführlich und gut an seinem Figurenensemble. // Noch immer ist nicht ganz klar, wohin sich die zweite „Mission SOL“-Staffel entwickelt, aber anstatt kompakter als die erste zu werden, scheint sie, vor allem mit den wechselnden Spielorten an Bord der SOL (Band 5) und der CALAMAR (Band 4 & Band 6) eher noch mehr auszufransen, bevor sie sicher irgendwann wieder zusammenführt. So ganz überzeugt mich das jetzt noch nicht. Zumal sich die Vorschau auf Band 6 auch eher wie ein weiteres Einzelabenteuer mit überschaubarem Beitrag zur Gesamthandlung ausnimmt. Wir werden sehen… (3/5)

Band 6 – „Das Licht in der Tiefe“: Meine Befürchtungen, die zweite „Mission SOL“-Staffel könnte ein wenig aus dem Ruder laufen, was den „roten Faden“ betrifft, konnte „Das Licht in der Tiefe“ jetzt nicht gerade zerstreuen. Dennoch ist der Roman für mich mit Abstand der beste Einzeltitel der bisherigen Staffel, denn was Autor Olaf Brill hier an World Building betreibt ist der pure „Sense of Wonder“-Lesegenuss. Die Geschichte der Erzkratzerin Cin auf dem Planetoiden Doliuto und ihr Aufstieg aus den Minen an die Oberfläche ist zwar kein neues Motiv, aber hervorragend erzählt und inszeniert, dazu mit einem tollem Gespür für Stimmungen und Details. Noch dazu geschickt gewählt ist der Perspektivwechsel in die Gegenwarts- und Ich-Form, wenn es um Roi Danton geht. Das sorgt für eine schöne Dynamik im gesamten Roman, der im leicht zu lang geratenen Finale zwar etwas an Schwung verliert, aber dennoch als Gesamtwerk mit Blick auf die bisherigen Romane der Staffel weit hinaus sticht. Wenn alle Beiträge zu Serie sich selbst so gut tragen würden, würde ich mir auch keine so großen Gedanken um deren Zusammenspiel machen. Für dieses Mal heißt es aber: Volle Punktzahl! (5/5)

Band 7 – „Drei hoch Psi“: Die CALAMAR kehrt zur SOL zurück, A-Kuatond verlässt das Schiff und verleiht Perry nun auch ganz offiziell den Titel eines Orbiters eines Ritters BARILS. Da die Crew aber immer noch nicht Eroin Blitzers Befehl, das Sphärenlabyrinth zu zerstören, nachkommen will, klaut er die CALAMAR und fliegt auf eigene Faust los, um sich eine passende Waffe zu besorgen. Die SOL folgt dem Zwergandroiden ins Raxulsystem, wo die primatenähnlichen Xilar leben. Diese bilden in Dreiergespannen so etwas wie Lebenskollektive, und je mehr sich von ihnen zusammentun, desto machtvoller werden ihre Psi-Gaben. Doch Blitzer verschätzt sich etwas in der Handhabbarkeit der Wesen, als er mit ihnen der SOL drohen will. // Das war ja mal eine schwere Geburt… Ich gebe zu, mit diesem Roman von Dietmar Schmidt hatte ich anfangs ziemliche Probleme, denn das erste Drittel empfand ich als extrem zäh, und es hat mich mehrere Anläufe gekostet, um dann doch weiterzumachen. Ich merke, dass mich Aroff und Zerbone kein Stück interessieren, und ich zu Blitzers Figur auch nie irgendeinen Draht habe bzw. hatte. Erst mit der Ankunft Blitzers im Raxulsystem und der Einführung der Xilar wurde der Roman richtig interessant, denn diese Spezies und ihre Fähigkeiten sorgen für allerhand spannende Möglichkeiten, die dann auch gut genutzt werden. Ingesamt betrachtet fühlt sich das erste Drittel fast wie ein Fremdkörper in diesem sonst gelungenen Roman an. Ich fürchte aber, dass er für die Fortführung nötig ist, und bemerke: Der rote Faden dieses Zyklus wird in dessen Mitte doch sehr dünn. Mal sehen, ob sich das mit den nächsten Bänden wieder ändert. (4/5)

Band 8 – „Das Gelbe Universum“: Was will die terminale Kolonne TRAITOR mit dem PEW-Metall von Duliuto? Um das herauszufinden begibt sich die CALAMAR unter dem Kommando von Roi Danton ins „Gelbe Universum“. Zunächst muss dazu aber ein Transversal-Umsetzer aktiviert werden, damit der Übergang gelingt. Ennyas Achi leitet den Einsatz, der beinahe schief geht. Aber schon bald muss sich der Neu-Solaner erneut beweisen, als die CALAMAR im fremden Kontinuum mit nur einer Sonne von TRAITOR geentert wird. Auf dem Planeten Nygnard müssen Anchi und seine Mitgefangenen sich nicht nur aus einem Gefängnis befreien, sondern auch die Besatzung der CALAMAR davor retten, an eine lebende Masse namens TRAZUL verfüttert zu werden… // „Das Gelbe Universum“ ist mit Abstand der beste Rhodan-Roman vom geschätzten Kollegen Ben Calvin Hary, den er bislang verfasst hat. Er bietet von vorne bis hinten spannende Szenarien, ein abwechslungsreiches Ensemble teils exotischer Aliens und gibt den Lesern endlich einen Teil der Auflösung an die Hand, worum es bei dieser zweiten SOL-Staffel eigentlich gehen soll. Abzüge gibt es – allerdings nicht in der Darstellung, sondern konzeptionell – für Anchi, der in seiner nervtötenden Unsicherheit gepaart mit Übermut nicht mehr ist als eine Mahlia Meyun 2.0 und für die wiederholte – in diesem Fall sogar doppelt gebracht – Storyelement des Verrats oder vermeintlichen Verrats innerhalb des Figurenensembles. Das nutzt sich nicht nur ab, sondern wirkt oft auch wie ein billiger Trick, damit die Geschichte überhaupt irgendwie funktioniert. Von diesen kleinen Mankos abgesehen ist „Das Gelbe Universum“ ein ganz wunderbarer Roman, der auch wieder stückweise zurück zum „roten Faden“ findet. (5/5)

Band 9 – „Qumishas Sehnsucht“: Der Erkundungstrupp ist aus dem „Gelben Universum“ ohne die CALAMAR geflüchtet. Nun muss sich Kommandantin Qumisha mit Tausenden Neuzugängen in Stasiskammern herumschlagen – und mit Roi Danton, der unbedingt TRAZUL stoppen will. Als die SOL aus dem Sphärenlabyrinth fliehen muss, gerät sie unerwartet in die Nähe der Milchstraße. Sie Besatzung steht nun vor mehreren Problemen: Offenbar gibt es Verräter an Bord, die alles daran setzen, dass sich TRAZUL weiter zur neuen Supermacht an der Spitze von TRAITOR entwickeln kann. Und dann ist da noch die nicht ganz unwichtige Frage, ob man den Kampf gegen die wachsende Superintelligenz im Sphärenlabyrinth wieder aufnimmt, oder ob sich die SOL zur vergleichsweise nahen Heimatwelt Terra aufmachen soll. // Eine Bewertung dieses recht ruhigen Romans von Bernd Perplies fällt mir nicht leicht. Zum einen ist er sehr gut geschrieben und kann durch tolle Szenen punkten, die viel Platz für Zwischenmenschliches lassen. Andererseits wirkt der später wichtig werdende Konflikt zwischen Qumisha und Danton auf mich ziemlich aus der Luft gegriffen, um nicht zu sagen: konstruiert. Vielleicht kenne ich als Nur-Miniserien-Leser die beiden Figuren einfach nicht gut genug, um das beurteilen zu können. Aber in den vergangenen Romanen dieser und der Vorgänger-SOL-Serie wurden die beiden für mich nie als solche Hardliner oder Fanatiker ihrer jeweiligen Standpunkte dargestellt. Das inszenierte Drama wirkte auf mich also eher befremdlich und die jeweiligen Motivationen blieben wir – im Rückschluss auf die Figuren selbst – einfach viel zu blass. Da frage ich mich, wo der Fehler liegt: In meiner Rezeption, in der Schilderung des Autoren oder auf der strukturellen Ebene des Exposés? Da auch sonst nicht allzu viel zum „roten Faden“ beigetragen wird – von der erneuten Erwähnung der Vielen Einen einmal abgesehen – bleibt mir lediglich eine Einordnung im (unteren) Mittelfeld. (3/5)

Band 10 – „Die gespaltene Welt“: Als A-Kuatond nicht am verabredeten Treffpunkt auftaucht, macht Perry Rhodan sich selbst auf die Suche nach der Ritterin BARILS und stößt auf den Planeten Unja, der in eine paradiesische und eine verwüstete Hälfte aufgeteilt ist. Dort haben Cyborg-Wesen das Sagen über die Einheimischen auf der hellen Seite. Diese werden bereits beim geringsten Vergehen gefangenen genommen und zur dunklen Seite gebracht, um dort von Haldukass, der Stimme BARILS, willkürlich zur Hälfte verschont oder zum Tode verurteilt werden. Rhodan gerät in Gefangenschaft und versucht zu fliehen. Dabei befreit er auch die dort festgesetzte Ritterin, die Beweise für Haldukass‘ Bündnis mit TRAITOR gesammelt hat und der ein grausames Schicksal bevorsteht… – Einige Wochen Pause lagen für mich zwischen der Lektüre von Band 9 und Band 10, und so brauchte ich eine geraume Zeit, um zurück in die Gesichte zu finden. Einige Sätze in dem Roman von Dietmar Schmidt sind ohne Vorkenntnisse der Handlung völlig unverständlich – ein Zeichen dafür, dass sich die Geschichte inzwischen vielleicht etwas zu sehr um sich selbst dreht. Der titelgebenden gespaltenen Welt als Setting wird leider nur sehr wenig Platz eingeräumt, dafür muss zuviel Handlung untergebracht werden – beispielsweise eine Rückblende in der Vergangenheit Haldukass‘. Das ist zwar nett, erweist sich aber erst einmal nur als Beiwerk, dem später hoffentlich noch etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die überraschende Wende vor dem Ritterrat bemüht – wie schon so oft in der Serie – das Element des Verrats. Diese ständige Wiederholung von Motivationsumdeutungen von Figuren in „Mission SOL“ geht mir zunehmend auf den Keks. Anstatt spannend oder gar schockierend zu wirken, tritt wegen ihnen die Geschichte oft auf der Stelle oder werden sogar Handlungsfortschritte zunichte gemacht. Das mittelprächtige Heft lege ich also mit einem bitteren Nachgeschmack zur Seite und hoffe auf einen stimmigeren Abschluss in den beiden übrigen Romanen.  (2/5)

Band 11 – „Anker der Superintelligenz“: Auch wenn Aroff und Zerbone von Roi Danton aus den Klauen der Terminalen Kolonne TRAITOR befreit wurden, ist besonders ersterer nicht sonderlich froh darüber und plant seine Flucht von der SOL – allerdings nicht ohne seinen alten Freund, auch wenn der eigentlich gar nicht wieder zurück möchte. A-Kuatond bricht mit Perry Rhodan auf, um SYRANS Chor, eine Sammlung von Bewusstseinen, zu TRAZULS Dorn zu bringen und kommt hinter ein schreckliches Geheimnis. Und Roi Danton will den wieder erstarkenden Eroin Blitzer durch einen Trick davon abbringen, die SOL zerstören zu lassen – mit überraschendem Ausgang. // Olaf Brill hat die undankbare Aufgabe, die Parteien für den Finalband in Position zu schieben und sehr viel Handlung auf wenigen Seiten unterzubringen. Das gelingt ihm, auch dank ein paar eindringlichen Wiederholungen zum jeweiligen Kapitelbeginn beim Umblenden zu einem der drei Haupterzählstränge, jedoch sehr gut. Auch wenn ich die Gesamtstory nun am Ende doch etwas sehr aufgeblasen empfinde, kommt im elften Band von „Mission SOL 2“ erfreulich viel und dabei sinnig zusammen. „Anker der Superintelligenz“ war bestimmt in der Planung und Umsetzung kein einfaches Heft. Respekt für dieses, ja, respektable Resultat! (4/5)

Band 12 – „Der Chaopressor“: Da ist es auch schon, das letzte Heft für diese Mini-Serie. Obwohl, „schon“? Ich muss sagen, dass die zweite SOL-Serie sich ganz anders entwickelt hat, als ich es zuerst erhofft und später vermutet hatte. Ich kann das schwer an etwas Bestimmtem festmachen, zumal mir die überwiegende Zahl der zwölf Romane ja durchaus gefallen hat. Insbesondere im letzten Drittel des Roman-Dutzend geriet die Story für mich aber irgendwie aus den Fugen, wurde mir einfach etwas zu groß. Tausende Traitanks gegen tausende Kosmokratenschiffe, Superintelligenz gegen Superintelligenz… Ich hätte es vielleicht gern ein wenig „bodenständiger“ gehabt. Nichts desto trotz ist das von Kai Hirdt verfasste Staffelfinale sehr gut geworden: eine tolle, dynamische Raumschlacht, ein gutes Zusammenführen von Figuren bzw. Schilderung deren Ende. Nur von der SOL muss man sich erstaunlich abrupt verabschieden, damit noch Platz für Perrys weiteres Schicksal bleibt. Ein gelungener Abschluss einer Mini-Serie, die wieder einmal nicht vollständig meinen Nerv getroffen hat, aber – wie schon die erste „Mission SOL“-Serie – mir immer noch viel Spaß gemacht hat. Bis zur nächsten Dutzend, das im März 2021 starten soll, dann unter der Fuchtel des geschätzten Kollegen Michael Marcus Thurner! (4/5)

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Kurzrezensionen zur Mini-Serie „Perry Rhodan – Mission SOL 1“

Meine Eindrücke zur ersten Staffel – Zusammengefasst in einem Beitrag

Infolge der Corona-Krise hatte ich in den vergangenen Wochen viel Zeit, ein wenig Lesestoff nachzuholen. Dazu gehörte auch die Perry Rhodan-Miniserie „Mission SOL“ aus dem vergangenen Jahr. Die Zusammenstellung folgender Kurzrezensionen für alle zwölf Bände der abgeschlossenen Mini-Serie, die derzeit in einer zweiten Staffel fortgesetzt wird (welche ich natürlich auch wieder lesen werde) besteht aus meinen Eindrücken, die ich zusammen mit Bildern der Cover auf meinem Instagram-Kanal oder bei Goodreads veröffentlicht habe. Ich dachte, es wäre schön, sie auch noch einmal gesammelt zu veröffentlichen – zumal ich mich ja hier in einem erfreulich häufig gelesenen Beitrag schon einmal über die Mini-Serien und die Perry-Erstauflage ausgelassen hatte. Hier also meine Impressionen zu „Mission SOL 1“:

Band 1 – „Das Raumschiffgrab“: Überzeugender Auftakt von Kai Hirdt für die aktuelle Mini-Serie! Schönes Ausgangsszenario, recht „geerdet“ möchte man sagen. Ich versuche mal, wie Querverweise zur Erstauflage wegzuignorieren und mich auf den weiteren Verlauf einzulassen. (4/5)

Band 2 – „Die Althanos-Verschwörung“: Interessante Fortsetzung des Auftakts von Bernd Perplies. Wenn auch vielleicht an einigen Stellen etwas zu vage im Vorantreiben des Plots. Richtig gut gelungen ist die Beschreibung der umwälzenden gesellschaftlichen Veränderungen im Tal. Rund um Perry selbst wünsche ich mir sehr bald etwas konkretere Erkenntnisse. Geheimnisse, schön und gut. Aber die Verzögerungstaktiken und hinhaltenden Dialoge der Gegner (?) nerven. (Altha! Geh mir nich auf die Nos!) Mal schauen, was Band 3 dahingehend anstellt… (3/5)

Band 3 – „Gefährlicher Pakt“: Was für ein Wahnsinnsroman von Dietmar Schmidt! Die epische Geschichte einer generationenlangen Reise der SOL sowie die Ereignisse an deren Ende haben mir ausgezeichnet gefallen! Bislang der beste Band der aktuellen Mini-Serie und mit überaus interessanten Entwicklungen. Band 4 liegt schon bereit… (5/5)

Band 4 – „Welt des ewigen Todes“: Leider keine Rezension vorhanden.  (4/5)

Band 5 – „Strafkolonie der Ksuni“: Eine isolierte Raumstation, in dem sich ein Gefängnis befindet. Eine archaische Gesellschaft, in der Arenakämpfe über gesellschaftlichen Aufstieg und die Hoffnung auf Erlösung bestimmen. Und eine Offenbarung für Perry und einen verschollenen Teil seiner Familie. Bekannte Versatzstücke, aber gut zusammengesetzt und spannend erzählt von Olaf Brill. Schönes Einzelabenteuer auf dem Weg zur nächsten Station der Miniserie… (4/5)

An dieser Stelle legte ich eine mehrmonatige Lesepause ein, danach las ich die restlichen Bände aber in schneller Folge hintereinander weg, was sich als gute Wahl erwies. So konnte ich der Handlung durchgehend gut folgen und am Ball bleiben.

Band 6 – „Das Orakel von Takess“: Eine Suche nach Antworten führt durch eine virtuelle Wüste, eine Pilgerreise in die Psyche, mit einem Ausgang, der die Geschichte eigentlich überflüssig macht. Schade: Nach einer halbjährigen Lesepause konnte mich mein Wiedereinstieg in die erste SOL-Miniserie mit dem Roman von Hermann Ritter nicht so überzeugen. (2/5)

Band 7 – „Eine kosmische Bestimmung“: Richtig guter Roman von Marc A. Herren! Toll erzählt, zügiges Tempo und sehr schöne Wendungen. Hier passiert endlich wieder etwas, das die Geschichte voran bringt. Der emotionale Ton passt dazu sehr gut. Nachdem ich mit Band 6 wenig anfangen konnte, ein wirklicher Lichtblick! (5/5)

Band 8 – „Krise auf Evolux“: Planetenweite Aufstände, ein Vertrauensvorschuss für einen Verräter und ein bedrohtes Tal – Der achte MISSION SOL-Roman von Bernd Perplies erinnert mich in positiver Weise an die frühen „Perry Rhodan Action“-Hefte. Dass zudem auch wieder an den Figuren gearbeitet wird, gefällt auch. So kann’s weitergehen! (4/5)

Band 9 – „Ins Herz der Finsternis“: Den Vorstoß in die proto-chaotische Zelle schildert Ben Calvin Hary sehr bildhaft und stimmungsvoll, doch leider gerät der Roman mit der tatsächlichen Entdeckung des SOL-Mittelteils zunehmend aus der Form. Eine erneute Rebellion gegen Mahlia Meyun und deren redundante Selbstzweifel, beides zur Unzeit der Rettungsmission, sorgen leider für eine unnötige Überdramatik. Das metaphysisch angehauchte Ende bietet einen interessanten Ausblick, wirkt aber etwas überhastet und passt irgendwie noch nicht zum Rest der bisherigen Story. Das ist allerdings nicht dem Autor anzukreiden, sondern den Exposé-Schreibern. (3/5)

Band 10 – „Die Höllenfahrt der SOL“: Olaf Brill hat zunächst die etwas undankbare Aufgabe, einige Altlasten der bisherigen Mini-Serie abzuarbeiten. Mir hat dabei die nüchterne Formulierung der ersten Hälfte mit der eigentlich dramatischen Rettungsaktion des SOL-Mittelteils etwas irritiert, ebenso die gleichartig trocken geschilderte psychologische Aufarbeitung der Mannschaftszusammenführung. In der zweiten Hälfte gewinnt der Roman dann stilistisch und inhaltlich an Fahrt, löst den „Geister“-Plot gut auf, auch wenn die finale Lösung mit der Ereignis-Gleichzeitigkeit doch arg bemüht wirkt. Nach einem hölzernen Einstieg dann doch eine sehr lesenswerte Episode! (4/5)

Band 11 – „NEUBEGINN“: Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich auch höhere Kräfte für die Vorgänge rund um die SOL interessieren. Dietmar Schmidt verpackt hier das Vor-Finale in eine flotte Raumschlacht, eine sehr gute Military-Infiltrationsgeschichte und liefert sogar eine Katharsis für Mahlia. Die Eoract-Pointe war zwar sehr offensichtlich, nichts desto trotz ist der 11. Mission SOL-Band, auch wegen des an dieser Stelle einmal passenden harten Techno-Babbles eine spannende Lektüre! (5/5)

Band 12 – „Der Würfel fällt“: Solar-Energie mal anders: Um die Gefahr im Inneren von Evolux zu bannen, müssen drei von acht Sonnen sterben. Und eine Hauptfigur – in einem etwas merkwürdigen Twist, aber sei’s drum. Mit dem zwölften Band schließt Kai Hirdt die erste SOL-Miniserie recht ordentlich ab, ohne die Türen zuzuschlagen und einen knappen Aufhänger für die zweite Staffel zu finden. Das fortgesetzte Wechselspiel von Verrat und die Bemühung der jeweiligen Figuren-Motivationen, besonders von Ylapp, waren mir ein wenig zu einfach gedacht. Und auch, dass Evolux davonkommt, nimmt allem ein wenig Gravitas. Unterhaltend war es aber allemal. Das gilt für die gesamte zwölfbändige Mini-Serie, die durchweg ein gutes Niveau halten konnte, mit wenigen Ausreißern nach ganz oben und nach halbwegs unten. Letzteres lag oft nicht am jeweiligen Autor, sondern daran, dass das Exposé versuchte, durch manchmal etwas plumpe Verkomplizierung ein paar Handlungen zu strecken. Wenn es in der zweiten Staffel gelingt, die Story etwas gradliniger zu gestalten, ohne dabei auf Charakterentwicklungen zu verzichten, würde mir das gefallen. Nun, ich werde es in Kürze ja lesen… 😉 (4/5)

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Gelesen: „Mein bester Freund Bob“ von James Bowen

„Was ich vom Streuer über das Glück gelernt habe“

Dass eine Geschichte über einen Streuner-Kater, der einem Ex-Junkie und Straßenmusiker dabei hilft, sein Leben auf die Reihe zu bekommen, irgendwann auch einmal auserzählt ist, müssen auch James Bowen und sein Verlag beizeiten gemerkt haben. Nach den drei Büchern „Bob, der Streuner“, „Bob und wie er die Welt sieht“ sowie „Ein Geschenk von Bob“ wussten die Leser so gut wie alles über das faszinierende Paar, wie es sich kennenlernte und wie aus dem Kater mit rötlichem Fell eine weltweite Buch-Sensation wurde. 2014 schien also alles über Bob gesagt zu sein, was es bis dahin zu sagen gab. Folgerichtig legten James und Bob eine kleine Buch-Pause ein. Eine vierjährige Pause sogar.

2018 – Bob und James Bowen waren inzwischen durch die gelungene Verfilmung ihrer Geschichte auch denen ein Begriff geworden, die es mit dem Lesen nicht so haben – hatte man offenbar die zündende Idee, wie man noch einige weitere Geschichten über Bob unters Volk bringen konnte. Als Vorbild schaute man sich einmal an, was auf dem Buchmarkt eigentlich immer läuft, und kam auf den Trichter, den Ex-Straßenkater und seinen Ex-Junkie-Besitzer eine Art Glückratgeber schreiben zu lassen. Schließlich reiten die beiden, seit sie sich gefunden haben, quasi auf eine Welle des Glücks. Warum sollten nicht auch ihre treuen Leser daran teilhaben können?

Cover der Taschenbuchausgabe von „Mein bester Freund Bob – Was ich vom Streuner über das Glück gelernt habe“.
(c) Bastei Lübbe Verlag

Wie gesagt: Es ist nahe liegend, warum man als Verlag auf die Idee kommt, ein solches Buch auf den Markt zu werfen. Für James Bowen und Bob ist ihre gemeinsame Geschichte auch ein erfolgreiches Geschäftsmodell geworden, das es entsprechend zu vermarkten gilt. Leider merkt man „Mein bester Freund Bob – Was ich vom Streuner über das Glück gelernt habe“ mit fast jeder Seite an, dass es hier nur darum geht, recht einfache Lebensweisheiten und Plattitüden mit ein paar Alltags-Story-Happen um Bob anzureichern.

In Kapiteln, die zwischen einer und bis zu drei Seiten Länge variieren, sinniert James Bowen anhand der Erlebnisse mit Bob darüber, was er beispielsweise über Freundschaften, Gelassenheit, Glaube, Liebe, Besitz, Genuss und Hoffnung gelernt hat. Viele der Beispiele beziehen sich dabei auf Ereignisse aus den drei zurückliegenden Büchern, denen hier sozusagen eine Moral nachgeschoben oder, oft auch nur mit einem Klischee-Spruch, übergestülpt wird. „Bob“-Bücher waren schon immer leicht zu lesen, aber in seinem Glücksratgeber gleitet das Mensch-Katzen-Duo in seichteste und belangloseste Gewässer ab und verliert damit jedweden Zauber, den es einmal inne hatten.

Beispiele gefällig? Unter abgedroschenen Spruch-Überschriften finden sich in knappen Sätzen geschilderte, anschauliche Anekdoten zur Verdeutlichung: Sei es die Erkenntnis, dass eine einzelne Spaghetti-Nudel beim Biegen bricht, die ganze Packung jedoch nicht („Gemeinsam sind wir stärker“), dass die Menschen die Geschichte von Bob und James gerne erzählt bekommen („Teile dein Glück“), dass das stundenlange Beobachten des Straßenverkehrs etwas Meditatives hat („Das Glück liegt im Inneren“), dass Achtsamkeit wichtig ist („Öffne deine Augen“) oder dass man es verdient hat, gemocht zu werden („Nimm die Liebe an“).

Viele der Beispiele spielen sich dabei natürlich zwischen Bob und James ab, sind aber oftmals sehr bemüht und müssen sich den Vorwurf der Beliebigkeit gefallen lassen. Denn solche Erlebnisse kennt jeder Katzenbesitzer, sie haben nichts Besonderes „James-Bob-Haftes“ und fördern absolut keine Erkenntnisse zutage, die einen längeren, persönlichen Nachhall erzeugen würden. „Mein bester Freund Bob“ ist deswegen – wie es ein anderer Rezensent bei einem großen Online-Einkaufsportal so treffend ausdrückt – „wie jedes andere Glücksbuch – nur eben mit einer Katze.“

Schade: Was James Bowen „vom Streuer über das Glück gelernt“ hat, ist jedenfalls nicht, wie man diese Erkenntnisse mit dem besonderes Etwas an den Leser bringt, das die vorangegangen Bücher – insbesondere die ersten beiden – ausgezeichnet hat. Als Geschenkbuch für „Bob“-Fans ist das 160-seitige Taschenbuch vielleicht noch geeignet. Das Experiment, einen Ratgeber mit dem Streuner zu „veredeln“, muss man allerdings eher als gescheitert betrachten. Hoffentlich hat das inzwischen saturierte Gespann im geplanten neuen und dann bereits fünften Buch wieder wirklich etwas zu erzählen.

(Dieser Text enthält Affiliate Links zum Anbieter Amazon und wurde anhand eines vom Verlag bereitgestellten Rezensionsexemplars der Taschenbuchfassung ermöglicht.)

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